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Auf der Road von Mandalay


Mittwoch,6.2.2013
Um 6.15 verlassen wir das Hotel zum Schiffsanleger. Es ist noch immer dunkel, aber die Straßen sind schon belebt. Die Teeläden sind geöffnet. Die ersten frühstücken ihren Curry Reisoder die Shan Nudeln. Sie sitzen auf niedrigen Platikhockern im beißenden Rauchder Garküchen, deren Wände geschwärzt sind, was im Schein der spärlichenGlühbirne nicht weiter auffällt. Marktfrauen balancieren ihre Waren auf demKopf über die Straße. Ein gefährliches Unterfangen, denn man sieht sie nicht.Unser Guide sprach anfangs, dass wir Europäer mit einer hellen Haut gesegnetseien. Jetzt wird mir bewusst, was er damit meint. Denn die meisten tödlichenUnfälle passieren nach 18.00. 

Der Anleger ist bereitsgeöffnet. Auch hier ist noch alles Handarbeit. Tickets werden handschriftlichausgefüllt, Zahlen für das Wechselgeld auf dem Papier addiert. Keiner sprichtEnglisch. Das Gitter zur Pier öffnet sich. Wir laufen einige Stufen hinab übereine Holzplanke auf unser Boot. Es ist ein typisches Fährschiff, dessen Typuseilig zusammengeschweißt wurde. Man kann die „Reederei“ einige hundert Meterstromaufwärts sehen. Dort entstehen sie ohne große Hilfe von Kränen oderMaschinen in echter Handarbeit. Dieses transportiert nun die Touristen nachBagan, für ein Vielfaches des „normalen“ Reisepreises und in 11 Stunden.Geplante Ankunft ist 17.30. Wir legen um 7.00 pünktlich ab. Der Morgen grautund lichtet den Nebel über dem braunen Strom. Heute fließt er träge, wirft kaumeine Welle. Die Fischer in ihren Kanus scheinen auf der spiegelnden Oberflächeim Nichts zu schweben. Die Farbübergänge sind so früh noch so fließend, dass Himmelund Erde ineinander überzugehen scheinen. Wir nehmen Fahrt auf, recht flottgeht es stromabwärts.

Die Sagaing Hügel gleiten anuns vorüber mit den vielen goldenen Stupas und schneeweißen Pagoden, herrlichim frühen Morgenlicht. Nach 1 ½ Stunden machen wir einen kurzen Stopp an einemDorf. Wir touchieren eigentlich nur kurz ein an Reede liegendesPassagierschiff, um irgendetwas an Bord zu nehmen. Aus den Fensterrahmen imoberen Deck, beugen sich laut schreiend Frauen aus den Fensterrahmen. Siehalten Bananen in den Händen, nehmen Blickkontakt auf und rufen: „Two dollars“.Es sind kleine Bananen ohne Geschmack, wie wir später feststellen. Kochbananen,die dann in einem geschickten Bogen auf unser Deck direkt vor die Füße desInteressenten geworfen werden. Der bedankt sich und winkt zurück, während unserBoot bereits wieder ablegt. „Two dollars“ hallt es nach. Jemand von unsererCrew kassiert. Ich bin beruhigt, denn irgendwie scheint die Frau schon an dasGeld zu kommen.

Die Landschaft wird nuneintönig. Steilufer, Sandbänke und flache Uferabschnitte, die weit insLandesinnere reichen, manchmal ein Dorf mit Bambushäusern auf den obligatenStelzen, Felder mit Mais, Sonnenblumen oder Erdnüssen wechseln sich ab. Fischerwerden seltener. Gelegentlich kommt uns eines der Tourikreuzfahrer entgegen.Die „Road-to-Mandalay“ lag an unserem ersten Stopp vor Anker. Diese Stecke giltals die klassische Rennstrecke auf dem Ayeyarwady. Ich kann mich jedoch nichterinnern, dass sie vor 3 Jahren so zahlreich waren. Die Mahlika 2, mit der wirdas erste Mal nach Bagan schipperten, folgt uns einige Stunden, bis sie danndoch an uns vorbeizieht.

Die Ausstattung unseresSchiffes ist spartanisch. Der Zweck steht im Vordergrund, nicht so sehr dieMittel. Die Sitzgelegenheiten sind einigermaßen bequem, bis nach 8 Stunden dieRattanstäbe wie ein Grill ein Muster in den Hinter gegraben haben. Die Küchebietet einige einfache Gerichte für 3 USD oder 3000 Chat an, Getränke ab 500 Chatfür ein Liter Wasser. Das ist akzeptabel, das süßsaure Hühnchen mit Reis auch. DerHunger unterdrückt dringende Fragen  nachMSG, oder welches Wasser benutzt wurde. Mal sehen, ob es drinnen bleibt. DasSchiff hat 2 Innenkabinen mit nummerierten und gepolsterten Sitzen, dievermutlich einem Reisebus entliehen wurden. Zusätzlich hat es noch zweiüberdachte Decks mit besagten Rattansesseln - für den Blick. Wir beginnen unsnach 7 Stunden zu langweilen. Um 17.30 legen wir, wie geplant am Anleger(welcher Anleger?) an. Eigentlich ist es nur ein Ponton mit Wellblechdach –immerhin. Wir kraxeln die steile staubige Böschung empor. Unsere Koffer habenwir den geübten und professionellen Trägern überlassen, die unter der Last aufihrem Kopf nicht stöhnen, so wie die Frauen heute Morgen.

Bagan empfängt uns wie alleStädte – staubig, laut, quirlig, chaotisch. Auf einer engen Asphaltnarbetummeln sich Pferdekarren, Motorräder, Pick-ups und LKW’s. Am Anandan Tempelist gerade Tempelfest. Eine Stimme aus dem Lautsprecher quakt vermutlichWeisheiten in die Ferne, von denen niemand Notiz zu nehmen scheint. Alle sindin Eile. Buden mit allmöglichem Krams für den Alltag und Freßständen sind bisauf die Straßen aufgebaut. Man kann sich nicht vorstellen, was los ist, wenndiese ganzen Gefährte nur knapp an den Auslagen vorbeiratschen. Wir entgehennur knapp zahlreichen Beinaheunfällen. Wir sind auch die einzigen, die zu Fußgehen und keinen fahrbaren Untersatz besetzen. Also müssen wir besonders aufuns Acht geben, denn bei den Chaoten wäre ich mir nicht so sicher… Zwischen denBäumen sehen wir in der aufziehenden Nacht die ersten Pagoden. Die sind hier soselbstverständlich wie bei uns die Straßenschilder. Einige sind beleuchtet. Einbegnadet schönes Bild vor dem dunkelblau schwarzen Hintergrund. Ab morgen wirdexploriert!

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