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Mount Popa: Nats und Stupas



Samstag,9.2.2013 

Mount Popa. 1,5 Autostunden vonBagan entfernt liegt Mount Popa. Dieser heilige Berg ist den Nats gewidmet, denNaturgottheiten. Es gibt einen Nat für alles erdenkliche. Die tiefeanimistische Verbundenheit mit den Nats war auch der Grund, warum Baumaterialfür die Tempel und Pagoden Bagans nicht aus dem Gebirge gewonnen wurde. DasBesondere an diesem heiligen Ort ist seine Lage auf einem turmähnlichemporragenden Felsen. Auf seiner Spitze zeichnen sich schon aus der Ferne diegoldenen Stupas ab. Die Fahrt über die mehr schlechte als gut asphaltierteStraße bietet bereits interessante Einblicke. So sehen wir, wie der Straßenbaufunktioniert. Für einen Straßenabschnitt wird die Höhe der Fahrbahndecke miteinem Faden abgesteckt. Dann legen unzählige Frauenhände erst faustgroße Steineaus, deren Lücken mit kleineren Steinen verfüllt werden, die am Straßenrand vonden Männern zerschlagen werden. Hier köcheln auch auf einem Holzfeuer 3pechschwarze Fässer, vermutlich Asphalt. Der wird dann mit einer Schöpfkelleaufgebracht – fertig. Die Qualität zeigt sich auf den Straßen. Schlaglöcherbegleiten uns ständig. Auf befahrenen Straßen lugen bereits die Steinspitzenwieder hervor. Unser Guide erklärt die niedrige Qualität mit der hohenWertschöpfung im Prozess der Genehmigungs- und Zulassungsverfahren. Jedermöchte verdienen und bedacht werden. Was anfangs noch 500 Chad kosten würde,verteuert sich am Ende auf 3000 Chad. Damit für den Anbieter der Profit wiederstimmt, mindert er die Material- und Herstellungskosten.

 Wir halten an einer Palmenfabrik. Palmen habenin diesem heißen und trockenen Klima anscheinend gute Lebensbedingungen. Siekönnen als Pflanze komplett und vielfältig verwertet werden. Die Früchte werdennoch am Stamm aufgeschlagen und der Saft aufgefangen. Er kann zu einerZuckermelasse eingekocht oder fermentiert werden. Der Saft schmeckt ja nochangenehm, doch der destillierte Schnaps zieht einem die Schuhe aus. Unnötig zu erwähnen,dass die Blätter zu Matten und Körben geflochten werden. Aufmerksam auf dieFabrikation wurden wir jedoch durch einen Ochsen, der in seinem Geschirr seineRunden um einen Holzpflock drehte. Dazwischen stand ein Junge auf einem Brettund trieb das Tier an. Es handelte sich um eine Ölpresse. Der Pressvorgangdauert 2 bis 3 Stunden und soll ergiebiger sein als bei maschineller Pressung.Vermutlich ist auch das aufgebrachte Gewicht entscheidend, denn es wurden auchdicke Touristen dazu verwendet.

Mount Popa erhebt sich wie einmahnender Finger aus der Umgebung. Am Fuß des Berges finden sich zahlreicheSchreine mit lebensgroßen Nats. Sie sind ein Abbild der Gesellschaft undpräsentieren sich freundlich blickend von Minister über militärische Anführerbis hin zu Müttern und Kindern. Man kann ihnen gegenüber Wünsche äußern, umGesundheit oder Erfolg bitten oder sie auch einfach nur ehren, Geldspendennicht ausgeschlossen. 

Mount Popa
 
Sind denn alle Nats?

Über 700 steile Stufen erklimmeich die Spitze des Berges. Ich muss aufpassen, nicht in dieHinterlassenschaften der vielen Affen zu treten, die mit kleinen Papiertütengefüttert werden. Der Dreck ist nicht gerade ermutigend für den Aufstieg. Esgibt jedoch auch Abschnitte, die blitzblank gewischt sind. „Donation forcleaning“ spricht mich dann jemand an, der mit einem Lappen, die Stufen wischt.Dann gibt man doch gern. Oben angekommen, schaue ich zurück ins Tal. DerAusblick ist nicht beeindruckend, die Aussicht dunstig und trüb. Ich schaue mirdie Schreine mit den Nats an, die beiden Gold glänzenden Stupas, die beliebtesFotomotiv für ausländische Reisegruppen sind. Es ist sehr überschaubar. Ichdenke, dass man schon ein Anliegen haben sollte, um den Weg nach oben machen zumüssen oder ein tiefes anthropologisches Interesse…

Auf dem Rückweg machten wir ineinem Dorf Halt. Hier sahen wir das Land von seiner ursprünglichsten Seite, diebestimmt erst wenige Besucher sehen konnten. Wir liefen über Sandwege, die zurRegenzeit zu Bachläufen werden. Ein Ochsenkarren zwängt sich durch die schmaleSpur, Frauen mit 2 20l Wasserkanistern kommen schwer beladen mit schnellenSchritten vom Brunnen zurück. Die Grundstücke sind mit gespaltenen Bambusrohrenabgeteilt. Der Blick fällt auf schlichte Bambushütten. Doch es scheint auchWohlstand zu geben, denn wir sehen auch zweigeschossige Häuser, deren Fundamentbefestigt ist und deren Erdgeschoß aus Ziegeln besteht. Das 1. Geschoss ist mitBambusmatten als Wand ausgestattet, das Dach aus Wellblech. Auf dem Hof stehendie Ochsen am hölzernen Futtertrog. Hölzerne Arbeitsgeräte verraten, dass derChinaimport noch keine Option darstellt. In einem Speicher sind Reisbündel alsFutter für die Regenzeit gestapelt. Chillischoten und die Früchte vomFlammenbaum sind zum Trocknen ausgelegt. Kaum angekommen bildet sich eine immergrößer werdende Kinderschar um uns. Es ergeben sich Bildmotive, die untergroßem Gelächter der Kleinen begutachtet werden. Bald kommen auch die Älterendazu, die in gebührendem Abstand das Geschehen verfolgen. Mit einem komme ichins Gespräch. Er will wissen, woher wir kommen, wie viele Kinder wir haben undwie alt die sind.

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