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Yangoon, die Schöne?

Freitag,15.2.2013

Früh geht es mit einer der ersten Maschinen von Heho nach Yangoon zurück. Nach dem Flugzeugabsturz von Air Bagan im Dezember, als die Maschine wegen schlechter Sicht zu steil anflog und beim Aufsetzenauseianderbrach, hatten wir auf Asian Wings umgebucht. Es ist mit 3 anderen Fluggesellschaften eine neue Airline in Burma, die auch exotische Ziele im Lande anfliegt. Fliegen ist angesichts der Straßen immernoch eine Alternative, selbst für kurze Strecken. Unser Guide berechnets für die 18 Kilometer von Nyaungshwe nach Heho eine Stunde Fahrtzeit, auch mit der Pferdekutsche eine machbare Alternative. 

Doch die Straße zum Airport war viel besser und ausgebautals noch vor 3 Jahren. In 35 bangen Minuten, in denen der Fahrer nicht einmal bei den Steigungen am Berg den 4. Gang wechselte, schafften wir es bequem. Entlang der Strecke wieder viele reizvolle Motive. Die Mönche verlassen demnach in Nyaungshwe um 7.00 ihre Klöster zur Almosensammlung, in Heho gegen 8.00. Man sieht sie aber hier nicht nur mit ihren Schalen. An der Spitze tragen 2 Mönche einen großen Alutopf auf einer Latte über ihren Schultern, der die Reisgabenaufnimmt. Es sieht aus wie der Zug Moses mit den Gebotstafeln… Ansonsten fahren Rikschas und Pferdekutschen Leute zur Arbeit, Garküchen dampfen, Läden öffnen ihr Rolläden.

Heho Airport ist ein geordnetes Chaos. Schalter mit provisorischen Schildern der Fluggesellschaften, hektisches Treiben dahinter und Wirrwarr davor. Die Kofffer werden von einem Träger auf einem klapprigen Metallwagen ohne Bereifung über den Sand und das Geröll bis zum Gebäude gekarrt und abgeladen. Dann setzen sie ihren Weg in Richtung Schalter fort. Ich bemühe mich, Kontakt zu halten, damit ich sie in dem dichten Menschengewirr nicht verliere. Vor dem Schalter steht eine Personenwage, auf der sie ungefähr gewogen werden. Das geschätzte Gewicht ruft jemand in die Menge. Es wird wahrscheinlich per nict hörbarem Ultraschall auf Hochfrequenz übertragen, denn ich stehe direkt daneben und habe Schwierigkeiten, etwas zu verstehen. 

Unser Guide verschwindet mit den Tickets. Anscheinend tauscht er an einem anderen Schalter der „Immigrations“ einen Code gegen die Bordkarten ein, die sie uns stolz aushändigt. Alles wundert mich nur. Auch der Sicherheitscheck. Ich laufe mit voller Montur durch den Metalldektor. Es piept. Ich schau den „Beamten“ fragend an. Der nickt. Ich kann weiter. Meinen Rucksack mit PC etc muss ich nicht auspacken. Er passiert auch kommentarlos das Screening. Alles „made by Handarbeit“.

Die Wartehalle ist voll. Auf vielleicht 600 qm stehen einpaar Reihen mit Plastiksitzschalen. Sie sind bereits mit Reisegruppen gefüllt. Die elektronischen Anzeigetafeln sind dunkel. Draußen steht bereits MIA Airways. Die Außentür geht auf, ein zierlicher Burmese in schwarzem Anzug hält ein Megaphon empor und brüllt etwas hinein. Aber was? Keine englische Übersetzung folgt. Unter den 90% ausländischen Touristen entsteht Unsicherheit, welcher Flug gemeint ist. 

Zum Glück kann man den Flieger sehen. Nacheinander sehen wir alle burmesichen Gesellschaften landen. Sie fahren mit dem Flieger direkt bis zum Terminal, drehen in Flugrichtung und schalten die Triebwerke ab. Ein  kleiner Trupp mit Handkarren macht sich auf, eilig die Türen zu öffnen, das Gepäck herauszuholen und zum Terminal zu bringen.

Kritisch wird es, als 3 Flieger vor dem Terminal stehen. Wer wird jetzt aufgerufen?? Jetzt funktioniert glücklicherweise auch die englische Übersetzung unter großem und aufmunternden Beifall. Die Flugbegleiter haben es da einfacher. Jeder Passagier hat einen Sticker seiner Fluggesellschaft bekommen, das am Hemd klebt. Ein stilisiertes Flugzeug mit der Flugnummer. Sohelfen sie dem Touri auf die Sprünge.

Unser Rückflug ist angenehm. Was ist Yangoon doch für ein Quantensprung…

 Kyaukhtatgyi Pagode




Yangoon verwirrt mich schon wieder. Es ist so ganz anders wie seine hässliche Schwester Mandalay. Wir haben es als laut. schmutzig und ungepflegt in Erinnerung. Jetzt kommt das große „Aber“. Aber daran hat sich einiges verändert. Uns fallen die unzähligen neuen PKWs auf. Es sind überwiegend japanische Importe. Nissan, Toyota und Suzuki. Kleinautos, sogar Hybird PKWs fallen uns auf. Spritpreise liegen bei 900 chad pro Liter, ca 1Euro. Unser Guide erklärt, dass es rotes und blaues Benzin gibt. Rot für die alten Motoren mit verbleitem Benzin, Blau für unverbleites Benzin. Tuctucs und Motorräder sind aus dem Stadtbild verschwunden – per Gesetz. Genauso wie die ehemals blauen Mazdas und die Oldtimer aus Rost und Motor. Die Straßenränder sind angenehm sauber, die Plastiktüten und der Müll scheinen einer anderen Lösung zugeführt worden zu sein.



So gesehen lohnt sich sogar ein Spaziergang durch dieAltstadt. Die kolonialen Fassaden sind mit schönen Stuckverzierungen und Säulensind teilweise am verwittern. Das Telegrafenamt, das Gericht und zahlreicheandere Gebäude dienen als Sitz für Ministerien und sind so vor dem endgültigen Verfall geschützt. Die alten Gebäude sind Kulisse für das Sraßenleben davor. Auf den holprigen und löchrigen Gehwegen haben Läden und Handwerksbetriebe ihr Geschäft ausgelagert. Es gibt kleine Teebuden und Garküchen mit niedrigen bunten Plastikstühlen und natürlich die unvermeidbaren Bethelstände. Die roten Rotzflecken auf den Gehflächen sind aber nicht so häufig wie in Mandalay. 

 
Auffallend häufig sind die „Telefonzellen“, manchmal ein Glashäuschen, manchmal auch nur ein Tisch mit 2 Telefonen für nationale und internationale Gespräche. Wir blicken in die Nebenstraßen. Irgendwo ist immer ein Markt. Bunte Schirme und ein reges Treiben signalisieren interessante Motive und Einblicke.


Wir schlendern am „Strand“ Hotel vorbei zurHafenprommenade. Rikschafahrer bieten ihren Service an, fleigende Händler halten uns Bananen und Mandarinen entgegen. Nespresso hat immernoch Promotionund schenkt Espresso aus. Es ist schon mächtig heiß und wir lehnen dankend ab.Das Färterminal quillt über mit Menschen. Sie tragen große Taschen und Säckemit Einkäufen mit sich und drängen zum Schiff.



Wir gehen weiter zum Rathaus. Dieses ist nicht kolonialen Ursprungs sondern „landestypisch“ mit goldenen Giebelchen und Türmchen in zartem Hellblau. Nebenan ist die Süleman Pagode und eine Moschee. Von hier ausbesuchen wir noch die Kyaukhtatgyi Pagodede mit dem  „liegenden Buddha“, eine 70 m lange Statue in„ausruhender“ Position. Auf den roten Fußsohlen sind die 108 Insignien Buddhas aufgebracht. Ich verstehe, anscheinend hat er die gleiche Reise durch denselbenStaub hinter sich wie wir…



Weitere Pagoden verweigern wir heute. Kein „Schuhe aus“ und kein „Ich laufe auf Taubenmist und Afeenscheiße“ mehr. Nur für die Swedagon Pagode machen wir noch einmal eine Ausnahme. Das 2000 Jahre alte Wahrzeichen Burmas ist Pflicht. Der  Sage besagt, dass die Pagode bereits vor dem Tod des historischen Buddha Siddhartha Gautamaim Jahre 486 v. Chr. erbaut wurde. Die Legende der Shwedagon Pagode beginnt mit den zwei Brüdern, Taphussa and Bhallika, Händlern aus dem Staat Ramanya, die vom Buddha Gautama acht seiner Kopfhaare erhielten. Die beiden Brüder zogen daraufhin nach Burma, wo sie mit Hilfe des König Okkalapa auf dem Singuttara-Berg eine zehn Meter hohe Pagode bauten, in der die acht Haare ineiner goldenen Schatulle eingemauert werden sollten.

Besonders am späten Nachmittag ab 16.00 ist das Licht und die Atmosphäre fantastisch. Die letzen Sonnenstrahlen erreichen noch die zahlreichen Beethallen und den Fußboden vollständig, bevor die Sonne hinter die Gebäude tritt und lange Schatten wirft. Über den Osteingang fahren wir mit demFahrstuhl zur Pagode. Die Schuhe mußten wir vorher in einer Vorhalle ausziehen.  Angesichts der hohen Zahl an Besuchern riecht es streng nach vernachlässigtem Schuhwerk. Der Lift hilft, aus dieser Wolke empor zu steigen. Der Gang öffnet sich, und man bleibt erst einmal ergriffen von dem Anblick stehen der sich bietet. Es eröffnet sich ein Blick auf die Pagode einerseits, aber auch auf Stupas, Säulen, Tierdarstellungen, Brunnen und Buddhas. Alles glänzt, alles blendet golden in der Sonne vor einem tiefblauen Himmel. Das Auge kommt nichtzur Ruhe, springt umher von einem Motiv zum anderen. Hier sind 2000 Jahrereligiöse Geschichte komprimiert. Die Buddhafiguren sind zu bestimmten Anlässenvon verschieden Herrschen aufgestellt worden. Es ist eine Zeitreise durch die Vergangenheit. Pilger, Mönche und Touristen kommen aus unterschiedlichem Interessehierher. Entlang der Pagode stehen Schreine mit Tierfiguren, die von Pilgernmit Wasser begossen werden. Öllämpchen werden gefüllt und später am Abendentzündet, Spender vorausgesetzt. Es herrscht ein buntes Treiben, unterbrochennur von den Gongs, die von den Pilgern geschlagen werden, oder den Glöckchen,die von den Spitzen der Pagoden im Wind klingen.



Stimmungsvoll ist auch der Aufgang im Osten am frühenMorgen. Es gibt eine zuführende Straße, die besonders von Pilgern genutzt wird.Hier reihen sich Blumenstände, Läden mit Bugghadevotionalien und dieobligatorischen Garküchen. Kein Tourist verläuft sich hier. Das ist Buddha hautnah.


 
 Shwedagon Pagode




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