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Zu Fuss zum Inle Lake

Dienstag, 12.2.2013

.... Durch die Dunkelheit schlich ich in das Haus zurück.Unten in der Küche lagen 3 Gestalten in Decken eingewickelt um die Feuerstelle.Sie rührten sich nicht, als ich den Türrahmen an der Drahtschlinge zuzog und über die knarzende Holztreppe nach oben auf meine Matte stieg. Irgendwie muss ich dann doch erschöpft in einen Kurzschlaf gefallen sein. Protokoll der Nacht: Die Hähne haben ein falsches Zeitgefühl. Sie krähen schon ab 3.15. Dann, um 5.00, zerriss burmesiche Volksmusik die Nacht. Aus einem Lautsprecher im Nichts dröhnten ihre Weisen unüberhörbar durch die dünnen Bambuswände. Ich stöhnte innerlich auf. Der Weckruf für die Frühaufsteher wollte nicht aufhören. Zusätzlich kamen Befürchtungen auf, lebendig gepökelt zu werden, denn die Gasteltern waren wach und hatten die Feuerstelle in Betrieb genommen,  von der aus dicker beißender Rauch aus den Fußbodenritzen quoll. 

Das Haus erwachte und wir retteten uns in der aufziehenden Dämmerung auf den Balkon. Der hellblaue Himmel trug kleine Schäfchenwolken, strahlend weiß wie auf einem impressionistischen Bild. Mir war übel. Der Anblick des Pfannkuchens mit Banane löste Würgereiz aus. Ich verzichtete gern zugunsten für Brot für die Welt. 

Um 7.00 liefen wir los in die aufgehende Sonne. Nebelschwaden lagen noch über dem feuchten Gras. Unser Atem lag schwer in der Luft. Bald ging die Sonne auf, das Licht wurde wärmer, die Farben kräftiger. Auf den Feldern war schon etwas los. Frauen brachen mit einer Hacke Schollen von trockener Erde für die Saat auf. Ich stelle mir vor, dass sie das jeden Tag und ein ganzes Leben machen werden…


Ab 8.00 fange ich an, die Minuten zu zählen. Es ist mir unglaublich schlecht, die Schritte werden zur Qual, besonders die Steigungen. Mein Kopf ist müde, der Körper schlapp. Bis 9.00 haben wir den höchsten Punkt erreicht. Wir laufen auf einer Schotterpiste oder parallel zu ihr. Ein Vermächtnis der Chinesen, die hier die Teakwälder abholzen wollten. Die Vegetation ändert sich. Felder sehen wir keine mehr. Dafür Kalk- und Sandsteinfelsen, über denen eine dicke Matte tief rote Erde liegt. Es wachsen Akazien, Pinien und Banjan- Bäume, die Schlingbäume von Angkor Wat.


 Um 9.10 ist Teepause. Ich habe einen Tunnelblick, will nur noch ankommen. Der grüne Tee ekelt mich, doch ich zwinge mich, ihn mit etwas Zucker zu trinken, keine übliche Beigabe. Immer weiter geht es. Das Laufen fällt schwerer. Der Rucksack fühlt sich an wie ein tonnenschwerer Stein, die Sonne brennt. Das Hemd ist  klatschnass. Mich treiben zwei Gedanken: eine Dusche und der Moment, wenn ich auf einem Bett liege. 

Bald geht es durch eine Schlucht bergab. Der Weg wird steinig. Jetzt nur nicht vor Müdigkeit ausrutschen! Ich kann mich nicht an dem Bambuswäldchen freuen, das wir durchlaufen, sondern an den Worten unseres Guides. „Here, tour finish.“ Es ist 11.10. Wir sind eine Stunde schneller gelaufen als der Durchschnitt…

Wir müssen noch 10 weitere Minuten laufen, bis wir das Ufer des Inle Sees mit dem Bootsanleger erreichen. Wir bewegen uns entlang eines Kanales. Rechts werden neue Reisfelder angelegt. 20 Leute stechen mit schmalen Spaten Erde ab und werfen sie in unsere Richtung. Links stakt eine ältere Frau unter einem großen Strohhut in einem flachen Kanu durch die Furt und bespritzt mit ihrem Paddel eine frische grüne Saat. Felder sind flache Erderhebungen, die knapp über der Wasseroberfläche liegen. Es wächst alles an Gemüse, woran man nur denken kann. Bekannt sind Tomaten, Bohnen, Erdnüsse, Kohl, Kürbisse, natürlich Reis etc. Der ganze Uferstreifen mit seinen unzähligen Wasserarmen besteht aus einer riesigen Agrarfläche, die Speiskammer des Landes.

Endlich sitzen wir in unserem Longtailboot. Die Handkurbel setzt knatternd den Diesel-Zweitakter in Gang. Das Gedröhne und die Vibration übertragen sich und langsam gleitet diese friedvolle Szenerie an uns vorbei. Dieser Rhythmus lullt mich ein. Ich versinke in diesem Tunnel für einen kurzen Augenblick. Als es wieder hell wird, habe ich leichte Orientierungsschwierigkeiten. Was mache ich hier bloß?

Wir erreichen das Inle Resort, von außen inlandestypischer Architektur eines Tempels mit Giebelchen und ornamentalen
Schnitzereien. Ich hatte wenig Sinn dafür, schleppte mich zu unserer Hütte und bekam endlich das, was mich die ganze Zeit angetrieben hatte.


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