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Bagan: Buddhas und Pagoden



Der Tag beginnt mit einer Fahrt auf einer Pferdekutsche! Es verleiht einen Hauch von Authentizität in einem Zeitalter der Motorräder und Autos. Wir sind bei weitem am langsamsten, werdensogar noch von Touris auf dem Rad überholt, die milde lächeln. Taten wir auchbeim letzten Mal, denn das Rad ist die beste Alternative. Wir sitzen rücklings in der Kutsche und konnten in die aufwirbelnden Staubwolken sehen und vor allem die Motive, die an uns vorüberzogen. Es schaukelt und ruckelt, holprige Löcher schlagen durch und irgendwie rutschen wir langsam von der Sitzfläche, auf der man nicht liegen und auch nicht recht sitzen kann. Die Füße finden keinen Haltund schaukeln in der Luft. 

Wir sind froh um jeden Stop. Meistens ist es eine Pagode aus dem 11. Bis 13. Jahrhundert, der Regierungszeit der ersten Könige. Bagan war die erste Königsstadt. Geblieben sind hunderte von Pagoden auf 42 qkm Fläche, im Westen begrenzt durch den Areyawadi, im Osten durch das Gebirge. Dem Einfluss späterer Könige ist es zu verdanken, dass die Pagoden für ein gutesKarma erhalten, renoviert oder verändert wurden, die letzten zum Ende des 19.Jahrhunderts. Dann kam ein großes Erdbeben 1975 und zerstörte einen großen Teilder Pagoden. Mit nachlassender Sorgfalt, zuletzt von den Militärs, wurden siewieder restauriert. Die UNESCO wurde dazu leider aus dem Land geworfen, weshalb es kein Weltkulturerbe geworden ist. Das wäre für die Gebäude jedoch ein großer Segen. Wände und Decken mit Malereien aus dem 11. Jahrhundert wurden kurzerhand übergekelkt, Stuck nachlässig aufgebracht, so dass er nach 10 Jahren wieder abplatzte. 

Heute, 3 Jahre nach unserem letzten Besuch, bestaunen wir in einigen Tempeln wieder hergestellte Wandmalereien. Es erinnert mich an die Pharaonengräber, die bis zur Decke bemalt waren. Hier sind es geographische Formen, Buddhadarstellungen, Szenen aus seinem Leben, aber auch Szenen aus dem alltäglichen Leben der „normalen“ Menschen. Wir erhalten eine genaueVorstellung, was sie für Kleidung trugen, wie ihr Haar und wie sie wohnten. Leiderwurden natürliche Farben aus Okra mit einem Palmenharz verwendet. Das mochten auch die Insekten…

Inside 180° Panorama

Htilominlo Tempel

Anandan Tempel: der Schönste...?



Nach dem 4ten Tempel erlitt ich ein spontanes „temple-out“-Syndrom. Es tritt ein, wenn das Gehirn dem Betrachter vorgaukelt, dass doch alles gleich aussieht. Buddha mit kurzen Ohrenund anatomisch langen Fingern, Buddha mit schulterlangen Ohren und 4gleichlangen Fingern. Buddha im Stehen, Liegen, Sitzen, mal Blattgold belegt,mal nur bemalt. Die Tempel bestehen aus rot gebranntem Backstein. Der ehemalsokerfarbene Putz mit den feinen Stuckverzierungen ist nur noch in rudimentärenResten zu erahnen. Es finden sich auch bunte Keramikfliesen, geschwungeneZinnen, Gänge, schmale Fensteröffnungen, zwiebelförmige oder halbrundeKuppeln...

Die Details über Bauepoche und Details erschlagen mich, lassen mich dann aber den nächsten Tempel besser zuordnen. Anscheinend hat es hier zwischen 1100 und 1300 auch einen Klimawandel gegeben. Die Dächer der ersten Tempel sind schräg, die Fenster klein und die Toröffnungen tief, um den Regen abzuhalten. 200 Jahre später sind die Dächer horizontal, die Fenster größer und die Toröffnungen gotisch hoch – Zeichen für wenig Regen in der Monsunzeit. Und es gab noch kein CO2-Problem…

Abends ist Bagan besonders schön. Einige Tempel kann man besteigen und aus ca 15 bis 20 m Höhe über diePagoden in den Sonnenuntergang sehen. Wir bestiegen die steilen Stufen desShwezandaw Tempels. Mit uns sind bereits 100 anderer Touristen auf dem schmalenUmlauf. Es herrscht dichtes Gedränge. Alles blickt nach Westen in dieuntergehende Sonne, doch den schönsten Blick hat man nach Osten, Dort tauchtdas letzte Licht die roten Backsteinbauten in leuchtend rote warme Farben.

Tipp: starbeam bistro nördlich vom Ananda Tempel: Kleines "Bistro" mit viel Sinn für Gastlichkeit und Stil, gutes Geschirr, Stofftischtüchern und -servietten. Die Speisekarte ist europäisch angehaucht und burmesisch adaptiert. Eine gelungene Fusion. 


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